Der Realist: Unser pragmatischer Anteil
Der Realist ist ein Persönlichkeitsanteil, dessen Aufgabe es ist, Situationen, Sachverhalte sowie Verhaltensmuster und Strategien nüchtern zu betrachten und zu bewerten. Er prüft die Fakten, sucht praktische Lösungen und checkt vorhandene Ressourcen. Somit ist er zuständig für Realitätsprüfungen und maßgebend für die Entscheidungsfindung, realistische Prognosen und die praktische Umsetzung von Ideen. Deshalb bezeichne ich ihn auch gerne als Pragmatiker.
Unterscheidung von anderen Anteilen
In der Walt‑Disney‑Strategie werden Ideen, Projekte und Vorhaben von den drei Teilpersönlichkeiten Träumer, Kritiker und Realist erschaffen, geprüft und dann entweder realisiert oder verworfen. Ob ein Projekt praktisch machbar ist, entscheidet der Realist.
Eine Hauptfunktion ist damit beschrieben: Er ist der vernünftige Bewerter und Entscheider im System. Wichtig ist beim Realisten das Ignorieren von Emotionen (Träumer) und das Vermeiden moralischer Bewertungen bzw. Regeltreue‑Kontrolle (Kritiker). Er prüft vor allem, ob Fähigkeiten und Ressourcen ausreichen, etwas zu verwirklichen – und erstellt realistische Prognosen.
Dieser Anteil hat weitere Aspekte und Funktionen, die in der Literatur aber nicht einheitlich definiert werden.
Im systemischen Coaching gbt es aber keine genau definierten Vorgaben zu irgend einem Anteil, sondern der/die Klient*in bestimmt die Rolle, die Aufgaben, die Gestalt und die
Bedeutung, die jeder gewünschte Persönlichkeitsanteil einnimmt - denn jedes innere System ist völlig einzigartig!
Handlungsfähigkeit
Die nüchterne, emotionsfreie Betrachtung ermöglicht dem Realisten in uns auch dann zu handeln, wenn andere Anteile durch Stress, Ängste oder Überzeugungen nicht
oder nur eingeschränkt entscheidungsfähig sind. Er ist der „Macher“ in uns, der sich über – aus seiner Sicht irrelevante – innere Einwände hinwegsetzen kann.
Deshalb ist der Realist, am besten in Zusammenarbeit mit dem souveränen Erwachsenen-Anteil, manchmal auch mit dem Wächter oder der Selbstfürsorge, ein wichtiger
Manager in Problem- und Krisensituationen. Ersorgt dann für vernünftige, machbare Lösungen.
Dysfunktionen
In der Emotionslosigkeit des Realisten liegen auch Risiken: Acht‑ und Rücksichtslosigkeit, Realitätsverzerrungen sowie Fehleinschätzungen eigener Fähigkeiten.
Dominanz dieses Anteils kann zu Charakteranomalien und Persönlichkeitsstörungen führen. Genannt werden z. B. narzisstische oder bipolare Störungen – diese
sind kein Coaching‑Gegenstand und benötigen therapeutische Behandlung.
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Autor: Reinhard Kotter | verfasst 19.07.25